II Beim Heisselgarten
Start Themen-Rundweg: Hauptbahnhof Tulln
Distanz: 3,6 km
Dauer: ca. 90 min.
Schwierigkeit: leicht - barrierefrei
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Vaterliebe oder: Egon und der geheimnisvolle Besucher
Hier erfahren Sie: Wann Egon dem Tod begegnete. Weshalb er sich mit einem unsichtbaren Gast unterhielt. Wie wertvolle Eisenbahnaktien im Feuer landeten. Und warum die Familie Schiele den Tullner Bahnhof verlassen musste.
Dass Kinder sterben, gehört im ausgehenden 19. Jahrhundert zum familiären Alltag. Doch Adolf und Marie Schiele trifft es besonders hart. Schon die beiden ersten Schwangerschaften enden mit einer Totgeburt. Dann stirbt auch die dritte Tochter, Elvira, mit zehn Jahren an einer Gehirnhautentzündung. Da ist Egon gerade einmal drei Jahre alt. Und plötzlich das einzige Kind in der großen Dienstwohnung, die der Bahnhofsvorstand mit seiner Familie bewohnt. Er spürt die Trauer der Eltern. Erlebt zum ersten Mal das bedrückende Gefühl des Verlassen-Werdens. Ein Gefühl, das ihn bis zum Ende seines kurzen Lebens begleiten wird.
Vater Adolf Schiele, Stationsvorstand
Raub der Flammen.
Dem ersten Schicksalsschlag folgt bald ein zweiter. Beim geliebten Vater wird Syphilis diagnostiziert. Zunächst kommt die Krankheit schleichend. Adolf Schiele, der sich bei seinen Mitarbeitern mit strenger Disziplin Respekt verschafft, vernachlässigt seine Pflichten. Verlegt wichtige Papiere. Verwechselt Zahlen und Daten. Manchmal halluziniert er auch. Dann müssen sich Egon und seine Mutter mit einem imaginären Freund am Esstisch unterhalten. Als sich die Symptome verstärken, kommt es zur Tragödie: In einem Wahnanfall verbrennt der Kranke seine Eisenbahnaktien. Das Familienvermögen geht in Flammen auf. Und mit ihm die gesellschaftliche Stellung der Schieles in Tulln.
Der Anfang vom Ende.
Im September 1904 wird Adolf Schiele von der „Qualifications-Commission“ der Franz-Josefs-Bahn vom Vorstandsdienst enthoben. Die Familie muss die Wohnung im Tullner Bahnhof räumen und übersiedelt nach Klosterneuburg. Es ist naheliegend, dass Egon in dieser Zeit Beobachtungen an seinem kranken Vater macht, die später Niederschlag in vielen seiner Bilder finden. Die Ärzte können jedoch für den kranken Vater nichts mehr tun. Ein Selbstmordversuch in Český Krumlov, der Geburtsstadt seiner Frau, misslingt. Wenige Monate später, in der Silvesternacht 1904, stirbt Adolf Schiele. Da ist Egon gerade 14 Jahre alt und sieht dem Tod schon zum zweiten Mal ins Gesicht.
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