Gartenkunstwerke

Künstler: Klaus Weber

19) Coverversion - Der philosophierende Affe

© Stadtgemeinde Tulln, Robert Herbst

Weit draußen, auf einer Lichtung in der Au, hockt ein Affe. Er sitzt auf einem Stapel Bücher und betrachtet einen menschlichen Totenkopf. Ein Zirkel und eine Glühbirne ergänzen das Arrangement auf Betonplatte.

In der rechten Hand hält er den Schädel, mit der linken hält er sich gedankenverloren am Mund. Wie als würde der Affe den Schädel etwas fragen wollen. Die Pose erinnert aber auch an die Szene auf dem Friedhof in dem Stück Hamlet von William Shakespeare. Oder aber auch an „Der Denker“ von Auguste Rodin. Der Zirkel steht für den Bereich der Forschung, den der Affe mit seinem Fuß umgreift. Die Bücher auf dem er sitzt und denkt, stehen für Darwin den Naturforscher und dessen Schriftstücke. Auch Religion kommt ein wenig vor. Dem Besucher zeit sich eine geöffnete Bibel, die den ersten Teil eines berühmten Zitates zeigt, „eritis sicut deus...“ (lat. ihr werdet sein wie Gott...). Der zweite Teil fehlt. Es scheint als wäre die Seite durchgerissen. Der zweite Teil des Zitats „...scientes bonum et malum“ (lat. ...Gut und Böse erkennend) fehlt.

Die Installation ist eine Coverversion der Kleinskulptur des Berliners Hugo Rheinhold, eines "mäßig begabten" Bildhauers, der mit "Affe mit Schädel" 1893 in der Großen Berliner Kunstausstellung seinen (einzigen) Sensationserfolg hatte. Endlose Repliken zierten von da an zahlreiche Schreibtische, und selbst Lenin erhielt die anspielungsreiche Miniatur als Gastgeschenk vom amerikanischen Industriellen Armand Hammer.

Der philosophierende Affe ist ein Motiv des 19. Jahrhunderts und verweist auf Charles Darwins Theorie, dass der Mensch vom Affen abstammt. Heute werfen sich diverse Fundamentalisten die These wieder gerne um die Ohren, und Klaus Webers Skulptur im Tullner Auwald möge, so der Künstler, als Kritik am anthropozentrischen Weltbild verstanden werden – und Raum zum Nachdenken bieten: Wer sind wir, und wie ist unser Verhältnis zur Natur und zur Welt?

(Brigitte Huck)

© Stadtgemeinde Tulln, Robert Herbst

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Biografie:

Klaus Weber ist ein vielseitiger Konzeptkünstler und ein Laborant, der auf Basis unterschiedlicher, scheinbar harmloser Versuchsanordnungen ein Werk von bemerkenswerter Subversion vorweisen kann. Das Feld des Weber’schen Fragenkatalogs ist das Feld der Hypothese. Es reicht von getürkten Demos über Pilzkulturen (Trottoir-Champignons) und Glashäusern für bewusstseinserweiternde Pflanzen.