Das war der Prozess zur Umgestaltung des Nibelungenplatzes

Nach dem umfassenden Bürgerbeteiligungsprozess und der Volksbefragung im Jahr 2021 und der genauen Planung im Jahr 2022 wurde der Nibelungenplatzes von Mai 2023 bis Juni 2024 umfassend umgestaltet. Das Projekt ist pionierhaft angesichts zukunftsfitter Stadtplanung und Klimaanpassung von Gemeinden.

Das Ergebnis und alle Angebote und Termine am neuen Nibelungenplatz finden Sie unter
www.tulln.at/nibelungenplatz.

 

Visualisierung Klostergarten

Durchdachte Platzgestaltung bis ins Detail

Vor den Bauarbeiten wurde alles von der Grabung über die Bepflanzung bis zur Choreografie des Nebelspiels genauestens geplant. Die für die schlussendliche Nutzung relevantesten Bestandteile sind:

  • Klostergarten: Holz-Sitzlandschaft und Foto-Hotspot: Die Fläche hinter dem Minoritenkloster soll ein Blütenfeuerwerk sein - ein Paradies für Nützlinge und zudem die perfekte Kulisse für Feiern und Fotos, insbesondere für die zahlreichen Hochzeiten, die im Rathaus stattfinden. Die ausgewählten Pflanzen sind optimal an den Klimawandel angepasst.
  • Work- und Workout-Zone: Durchdachte Möblierung lädt zu mobiler Arbeit im Grünen ein – mit USB-Ladestationen und einem Infopoint in Kooperation mit dem Haus der Digitalisierung. Reckstangen und eine Slackline bieten Möglichkeit zum Ausgleichssport.
  • Nebelspiel: Smart über WLAN gesteuert werden je nach Temperatur verschiedene „Nebel-Choreografien“ abgespielt – das bedeutet Abkühlung bei geringstem Wasserverbrauch.
  • Bar und E-Bike-Ladestation: Eine kleine Bar sorgt für Getränke und Snacks im Freien. Im Gebäude befinden sich auch öffentliche Toiletten und es gibt die Möglichkeit, E-Bikes aufzuladen.
  • Festzelte und Energiesäulen: Der Nibelungenplatz soll grüner Schauplatz geselliger Feste sein, daher ist viel Platz für die Aufstellung von Festzelten vorgesehen – sowohl einzeln als auch im Verbund für bis zu 600 Personen. Mehrere im Boden versenkbare Energiesäulen versorgen die Feste mit Strom.
  • Sitzen & Spielen: Durchdachte Sitzmöbel sind auf dem ganzen Platz verteilt und teilweise mit fixen Holzdecks und Brettspiel-Flächen ausgestattet.
  • Freundliche Oberflächen: Die Pflasterung erfolgt durchgängig in hellen Naturtönen. Die Auswahl der Steine und Pflastergrößen richtet sich nach der Nutzungsart der jeweiligen Fläche. Auf den Auto-Stellflächen kommt z.B. ein ökologisches Pflaster mit hoher Durchlässigkeit und mit Grünfugen zum Einsatz.
  • Ruhige Sitzplatzerl: Der Bereich westlich des Rathauses ist vom Auwald inspiriert und als ruhige Zone gedacht – u.a. mit Sitzgelegenheiten zum Entspannen.
  • Green & Smart: Clevere Lösungen verbinden gärtnerische Gestaltung mit Digitalisierung: Freie Kurzparkplätze werden elektronisch erfasst (Smart Parking), das Nebelspiel ist digital gesteuert, es gibt WLAN am ganzen Platz und es erfolgt eine digitale Messung von Bodenfeuchte, Temperatur und Leitfähigkeit des Untergrundes in den Grünflächen. Auf dieser Basis erfolgt die effiziente, digital gesteuerte Bewässerung.
  • Outdoor-Kunst: Ein Aufstellungsplatz kann mit wechselnden, großen und kleinen Kunstwerken bespielt werden, z.B. von lokalen KünstlerInnen.
  • Fahrrad-Abstellplätze: Der Nibelungenplatz wird Abstellflächen für über 60 Fahrräder bieten.
  • Infrastruktur-Standards: Beleuchtung, Trinkbrunnen, etc.: Die Leuchtmittel für den Platz werden an die vorhandene Gestaltung der Donaulände und des Klosterweges angepasst. Abfalleimer sowie Trinkbrunnen gehören zur Standard-Möblierung auf dem ganzen Platz.

Natürliche Beschattung und Schwammstadt
Vor der Umgestaltung boten die wenigen Bäume am Nibelungenplatz kaum Schatten und 80% der Gesamtfläche waren nicht versickerungsfähig – was im Sommer zu Temperaturen von über 40 Grad führt. Um möglichst viel Fläche des Platzes natürlich zu beschatten, wurden große Bäume nach dem Schwammstadt-Prinzip gesetzt: Dank großem Wurzelraum und durchdachtem Straßenunterbau kann viel Niederschlagswasser gespeichert werden, wodurch sich großkronige, gesunde Bäume entwickeln können. Nach der Umgestaltung werden 70% der Gesamtfläche versickerungsoffen sein (Grünflächen, Kies etc.), zusätzliche 23% der Gesamtfläche versickerungsfähig (Pflaster).

Platz für Menschen statt für Autos

„Die Liste der positiven Effekte der Umgestaltung ist lang: Für unsere BürgerInnen und Gäste entsteht ein großzügiger Ort des Miteinanders und wir stärken die Attraktivität und Aufenthaltsqualität der Stadt in ihrer Gesamtheit sowie der Positionierung als DIE Gartenstadt des Landes. Städtebaulich stellt der Platz eine Verbindung zwischen Hauptplatz und Donau dar. Touristisch schaffen wir ein einladendes Entrée für die jährlich rund 100.000 FahrradtouristInnen von denen noch immer zu viele einfach an Tulln vorbeifahren. Und nicht zuletzt schaffen wir ein Vorzeigebeispiel, um Städte klimafitter zu machen“, so Bürgermeister Mag. Peter Eisenschenk.

Für die wegfallenden Parkplätze am Nibelungenplatz bietet die Hauptplatz-Tiefgarage ausreichend Kapazität sowohl für KundInnen als auch für Beschäftigte. Für letztere wurden dort als Ersatz 150 Dauer-Parkplätze zu günstigen Tarifen zur Verfügung gestellt. Weitere Informationen und Anmeldung für einen solchen Dauerparkplatz finden Sie auf www.rosenarcade.at/dauerparker. Kostenlose Abstellflächen gibt es außerhalb der Innenstadt, z.B. bei der Mühlwiese und beim Freizeitpark / DonauSplash.

Förderungen

Nach Abzug der von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner zugesagten Förderung in der Höhe von 30% der gesamten Errichtungskosten bleibt das Projekt im ursprünglich geplanten Kostenrahmen (unter Berücksichtigung der inflationsbedingten Veränderungen).

Außerdem hat die Stadtgemeinde Tulln für die Planungsphase zur Umgestaltung des Nibelungenplatzes eine LEADER- Förderung eingereicht und im Juli 2021 die offizielle Bestätigung der Förderzusage in der Höhe von rd. € 148.000,- erhalten.

Weitere Informationen zum Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums.

 

Das war der Planungs- und Beteiligungsprozess für den Nibelungenplatz

Der Prozess zur Neugestaltung des Nibelungenplatzes mit dem Motto „Gemeinsam Platz machen“ lief von April bis Dezember 2021. Zahlreiche BürgerInnen nutzten die verschiedenen Möglichkeiten sich zu informieren und mitzumachen.

Tulln kann sich über eine Besonderheit freuen: Über einen Platz mitten in der Innenstadt und direkt an der Donau. Ob auf dem Weg mit dem Fahrrad von Passau nach Wien oder zu Fuß vom Hauptplatz zur Donau, man kommt am Nibelungenplatz vorbei. So übernimmt der Platz eine wichtige Verbindungs- und Verteilfunktion, sowohl auf lokaler als auch auf überregionaler Ebene. Mit rund 7.500 m² Fläche ist er auch nicht viel kleiner als der Hauptplatz (rund 9.200 m²), schöpft aber sein Potenzial als öffentlicher Raum mit entsprechender Aufenthaltsqualität nicht aus.

Gemeinsam Platz machen!

Davon ausgehend waren die BürgerInnen herzlich eingeladen, sich aktiv in den Prozess einzubringen. Denn nur im gemeinsamen Dialog findet man die besten Lösungen. Um die Zukunft des Nibelungenplatzes miteinander zu entwickeln, gab es unterschiedliche Formate und Möglichkeiten, sich in den Prozess einzubringen.

 

Schritte des Planungs- und Beteiligungsprozesses:

  • Ende April 2021: Projektzeitung #1: Die erste Projektzeitung wurde Ende April an jeden Haushalt der Stadtgemeinde Tulln verschickt. Eine digitale Version können Sie sich auch hier als PDF herunterladen. Die Zeitung informiert umfassend über den Planungs- und Beteiligungsprozesses in seiner Gesamtheit.
     
  • Mitte April bis Mitte Juni 2021: Phase der „1000 Ideen“: In dieser Phase des Beteiligungsprozesses konnten mittels Online-Umfrage, analoger Dialog-Karte und im Rahmen einer „Dialograd-Tour“ an verschiedenen Standorten Ideen und Anregungen abgegeben werden. Diese fließen in den weiteren Prozess mit ein. Die wichtigsten Ergebnisse können Sie in der Dokumentationsbroschüre (Download 13 MB) nachlesen.
  • Ende Juli bis Ende August 2021: Freiluft-Ausstellung: Die Ergebnisse der Phase der „1.000 Ideen“ wurden in einer Freiluftausstellung am Hauptplatz gezeigt. Nachvollziehbarkeit steht in diesem Prozess an oberster Stelle. Alle BürgerInnen sollen darüber informiert werden, was zum Projekt eingebracht wurde.
     
  • Ende August 2021: Perspektivenwerkstatt und Stadtforum #1: Im Rahmen der dreitägigen Werkstatt trafen drei qualifizierte Planungsbüros zunächst auf VertreterInnen aus Politik, Verwaltung, auf AnrainerInnen und Interessengruppen aus den Bereichen Tourismus, Kultur und Wirtschaft und es wurde erneut über Gestaltungs- und Nutzungsmöglichkeiten diskutiert. Auf dieser Basis erstellten die Landschaftsarchitekturbüros verschiedene Ideenskizzen, die beim „Stadtforum #1“ der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Die über 100 BesucherInnen hatten dort die Möglichkeit, mit den PlanerInnen  in persönlichen Austausch zu treten und Inputs zu geben. Am letzten Tag der Werkstatt wurden die Ansätze noch einmal mit den VertreterInnen aus Politik, Verwaltung, AnrainerInnen und Interessengruppen diskutiert und erste grobe Überlegungen zu einer möglichen Umgestaltung in Etappen und in unterschiedlichen gestalterischen und finanziellen Größenordnungen angestellt.
     
  • Herbst 2021: Professionelle Aufbereitung in drei Varianten: Auf der Grundlage der breit angelegten Bürgerbeteiligung wurden von dem Planungsbüro „Raumposition“, das den Prozess gesamtheitlich begleitet, in Zusammenarbeit mit den Planungsbüros der Perspektivenwerkstatt drei Vorschläge unterschiedlichen Umfangs ausgearbeitet. Diese Vorschläge werden von allen politischen Parteien in gemeinsamen Arbeitsgesprächen diskutiert.
     
  • 17. November 2021: Stadtforum #2: Die ausgearbeiteten Varianten wurden im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung und via Live-Stream über das Internet präsentiert und persönlicher Austausch ermöglicht.
     
  • November 2021: Projektzeitung #2: In der Projektzeitung werden die drei später zur Volksbefragung stehenden Varianten sowie viele weitere Informationen anschaulich aufbereitet. Die Projektzeitung wird an jeden Haushalt in der Stadtgemeinde Tulln verschickt, ist zudem im Bürgerservice erhältlich und kann hier als PDF heruntergeladen werden.
  • 5. Dezember 2021: Volksbefragung zum Umfang der Umgestaltung des Nibelungenplatzes: Die BürgerInnen der Stadtgemeinde Tulln haben sich in der Volksbefragung über die Größenordnung der Umgestaltung des Nibelungenplatzes für die größte zur Wahl stehende Variante entschieden. Das Ergebnis: Die kleine Variante erzielte 20,33%, die mittlere Variante 20,22% und die große Variante 59,44%.
     
  • Frühling / Sommer 2022: Landschaftsarchitekturwettbewerb: Die im Rahmen des Beteiligungsprozess gesammelten Erwartungen an den neuen grünen Platz bildeten die Basis für die Zielvorgaben für den  Gestaltungswettbewerb, der im ersten Halbjahr 2022 durchgeführt wurde. Fünf renommierte Landschaftsarchitekturbüros nahmen daran teil und entwickelten Gestaltungsentwürfe für den neuen grünen Nibelungenplatz. Eine Sach- und Fachjury kürte daraus den Gewinner-Entwurf.
     
  • 1. September 2022: Stadtforum #3: Die Ergebnisse des Landschaftsarchitekturwettbewerbs wurden im Rahmen des Stadtforums #3 am 1. September im Rathaus der Öffentlichkeit präsentiert.Das Büro DnD Landschaftsarchitektur überzeugte die Jury mit einer hohen Aufenthaltsqualität und einem vielfältigen Nutzungsangebot bei einem gleichzeitig hohen Anspruch an eine klimafreundliche und nachhaltige Weiterentwicklung des Platzes. Außerdem wurden die vielfältigen Erwartungen aus dem vorhergegangenen Bürgerdialog bestmöglich aufgegriffen und in ein zukunftsweisendes und qualitätsvolles Konzept verwandelt.
    Nachschau der Wettbewerbseinreichungen:
    1. Rang, DnD Landschaftsplanung | 2. Rang, zwoPK Landschaftsarchitektur | Ohne Rang, Carla Lo Landschaftsarchitektur | Ohne Rang, Rajek Barosch Landschaftsarchitektur |Ohne Rang, Studio Boden

 

 

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